Tadschikistan in der Sowjetunion: Eine Umfassende Analyse der Historischen Entwicklung und Politischen Dynamiken
Die Geschichte von Tadschikistan in der Sowjetunion ist geprägt von turbulenten politischen Veränderungen, sozialen Umwälzungen und wirtschaftlicher Transformation. Nach der Oktoberrevolution in Russland im Jahr 1917 begann eine neue Ära für Tadschikistan, die zuerst durch die Bildung der ASSR Turkestan und später durch die Umwandlung in die Tadschikische SSR gekennzeichnet war. Diese Periode ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis der modernen Geschichte Tadschikistans, da sie die Grundlagen für die politische Struktur und die sozioökonomischen Entwicklungen des Landes legte.
Die Gründung der ASSR Turkestan
Mit der Abschaffung des Generalgouvernements Turkestan im Zuge der Oktoberrevolution im Jahr 1917 begann die Epoche von Tadschikistan in der Sowjetunion. Am 30. April 1918 wurde auf dem V. Kongress der Sowjets die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik (ASSR) Turkestan in der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik (RSFSR) proklamiert. In dieser Zeit wurden Land, Wasser, das Bankensystem, Eisenbahnen und Industrie verstaatlicht. Trotz dieser fortschrittlichen Schritte stießen die Sowjets auf Widerstand von konterrevolutionären Kräften und lokalen Nationalisten, die aus dem Ausland, insbesondere aus Großbritannien, Unterstützung erhielten.
Der Vierte Außerordentliche Regionale Muslimische Kongress in Kokand erklärte Anfang Dezember 1917 die Autonomie von Turkestan, konnte diese jedoch nicht umsetzen. Dies führte zur Gründung eines anti-bolschewistischen Untergrunds. In den usbekischen Regionen entwickelte sich die Basmatschi-Bewegung, eine separatistische militärisch-politische und religiöse Partisanenbewegung, die im Ferghanatal aktiv war. Buchara und Chiwa Khanates unterstützten den Widerstand gegen die ASSR Turkestan.
Die Unterdrückung des Widerstands und die Gründung der Sowjetischen Volksrepublik Buchara
Der organisierte Widerstand gegen die Sowjetmacht in Turkestan wurde 1920 unterdrückt. Einheiten der Roten Armee und des Alten Buchara eroberten die Region im Jahr 1920, was zur Gründung der Sowjetischen Volksrepublik Buchara führte. Im Jahr 1921 wurden die Einheiten des Hissar-Expeditionskommandos der Stadt Duschanbe von den Truppen des Emirs von Buchara befreit.
Die Nationale Teilung und die Bildung der Tadschikischen SSR
Im Jahr 1924 verabschiedete das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei eine Resolution über die nationale Teilung der zentralasiatischen Republiken. Dies führte zur Gründung mehrerer Republiken, darunter die Autonome Sozialistische Sowjetrepublik Tadschikistan in der Usbekischen SSR. Die Bevölkerung der ASSR Tadschikistan betrug zu dieser Zeit 740.000 im Vergleich zu den 5 Millionen Einwohnern der Usbekischen SSR. Duschanbe wurde die Hauptstadt der Republik, die im Jahr 1920 eine Siedlung mit nur 3.000 Einwohnern war.
Die Entwicklung der Tadschikischen SSR
Im Jahr 1929 wurde die ASSR Tadschikistan in der Sowjetunion in die Tadschikische SSR umgewandelt, was den Beginn der Bildung nationaler und staatlicher Institutionen markierte. In den folgenden Jahren entstanden die ersten sowjetischen Zeitungen in Tadschikistan, und Bildungseinrichtungen wurden aufgebaut.
Während der Neuen Wirtschaftspolitik in den 1920er Jahren versuchte die sowjetische Regierung, den Baumwollanbau in Tadschikistan zu steigern. Trotz dieser Bemühungen konnte die vorrevolutionäre Baumwollproduktion bis zum Ende der Neuen Wirtschaftspolitik nicht erreicht werden.
Die Kollektivierung und die Basmatschi-Bewegung
Die Kollektivierung in Tadschikistan war von 1927 bis 1929 relativ moderat, wurde jedoch von 1930 bis 1934 radikal durchgeführt. Das Hauptziel war eine drastische Zunahme des Baumwollanbaus, insbesondere in den südlichen Regionen des Landes. Die Bauern widersetzten sich der Kollektivierung, was in den frühen 1930er Jahren zu einer Wiederbelebung der Basmatschi-Bewegung führte. In der Zwischenkriegszeit gab es auch ein geringes industrielles Wachstum.
Politische Säuberungen und ethnische Veränderungen
Während der politischen Säuberungen der Partei in den 1930er Jahren wurden etwa 70 Prozent der Mitglieder der Tadschikischen Kommunistischen Partei ausgeschlossen und unterdrückt. Zwischen 1932 und 1937 sank der Anteil der Tadschiken in der Kommunistischen Partei von 53% auf 45%, wobei viele von ihnen durch aus Moskau gesandte Russen ersetzt wurden. Das Zentrum bemühte sich später um ein Gleichgewicht zwischen Tadschiken und Russen in den oberen Machtebenen, um Stabilität in der Region zu gewährleisten.
Die Politische Elite und die Rolle Moskaus
Von 1937 bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion rekrutierte sich die politische Elite Tadschikistans hauptsächlich aus Leninabad, der am stärksten von der Industrialisierung profitierenden Region. Moskau musste sich in seiner Personalpolitik auf eine der Regionen verlassen, um das fragile politische Gleichgewicht zwischen den Regionen zu wahren. In der Zeit von 1946 bis 1991 kamen alle ersten Sekretäre des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Tadschikistans aus Leninabad. Kulob fungierte als “Juniorpartner” von Leninabad und war hauptsächlich für militärische Angelegenheiten verantwortlich. Das Autonome Gebiet Gorno-Badachschan war ebenfalls Teil dieses Systems und stellte Beamte der mittleren Ebene für das Nationale Sicherheitskomitee des Landes zur Verfügung.
Die Ära nach dem Bürgerkrieg
Nach dem blutigen Bürgerkrieg der 1990er Jahre, der auf ethno-regionalen Widersprüchen basierte, entstand eine unabhängige Republik Tadschikistan. Der Bürgerkrieg forderte schätzungsweise 60-100 Tausend Opfer, und etwa 1 Million Menschen wurden zu Flüchtlingen. Dies markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte Tadschikistans und legte den Grundstein für die moderne politische und soziale Struktur des Landes.
Die Geschichte von Tadschikistan in der Sowjetunion ist eine komplexe Erzählung von politischen Herausforderungen, sozialen Veränderungen und wirtschaftlichem Wandel. Von der Gründung der ASSR Turkestan bis zur Bildung der unabhängigen Republik Tadschikistan nach dem Bürgerkrieg hat das Land eine faszinierende Entwicklung durchlaufen. Die Wechselwirkung zwischen lokalen Kräften und der Zentralregierung in Moskau prägte maßgeblich die politische Landschaft und die ethnische Dynamik des Landes. Die heutige Republik Tadschikistan trägt die Spuren dieser komplexen Geschichte und setzt ihre Reise in die Zukunft fort.