Buchara - Abdulla Khan Medrese

Die Abdulla Khan Medrese in Buchara: Ein Meisterwerk der Zentralasiatischen Architektur
Die 1588-1590 errichtete Abdulla Khan Medrese in Buchara zählt zu den herausragendsten Beispielen der zentralasiatischen Architektur und ist ein unvergängliches Zeugnis der Kunstfertigkeit und des künstlerischen Erbes dieser Region. Ihre imposante Struktur ist ein Paradebeispiel für die Ingenieurskunst und den ästhetischen Anspruch jener Zeit. Besonders hervorzuheben ist der Haupteingang der Medrese, der als hoch aufragendes Portal gestaltet wurde. Die beeindruckende Dimension der Fassade und die Vielfalt der verwendeten dekorativen Materialien verleihen dem Bauwerk ein lebendiges, festliches Erscheinungsbild. Insbesondere im Sonnenlicht kommen die kühlen Töne der Majolikafliesen in Blau, grünlich-blau und Weiß eindrucksvoll zur Geltung und verleihen der Medrese eine außergewöhnliche Ausstrahlung.
Die Abdulla Khan Medrese befindet sich direkt gegenüber der Madari-Khan-Medrese und bildet mit dieser ein bedeutendes architektonisches Ensemble, das als „Kosch-Medrese“ bekannt ist. Der Begriff „Kosch“ bezeichnet in der zentralasiatischen Architektur ein Gebäudeensemble, das aus zwei sich gegenüberstehenden Fassaden besteht und symbolisch für die Harmonie und das Gleichgewicht zwischen den Bauwerken steht. Daher wird dieses Ensemble auch häufig als „Zwillings-Medrese“ bezeichnet.
Die Abdulla Khan Medrese hebt sich von anderen Medresen der Region durch ihre lokalen Besonderheiten in der Architektur ab, die besonders im 15. Jahrhundert Einfluss fanden. Diese Entwicklungen werden besonders im Vergleich zu den ersten erhaltenen Medresen Zentralasiens deutlich, etwa den Bauten von Ulugbek in Buchara, Gijduvan und Samarkand. Die Medrese von Ulugbek in Samarkand besticht durch prächtige Fassaden und hohe, schlanke Minarette an den Ecken des Gebäudes. Der grundlegende Plan blieb jedoch unverändert, mit Räumen, die um einen Innenhof gruppiert sind. Im Gegensatz dazu öffnet sich die Hauptfassade der Abdulla-Khan-Medrese durch gewölbte Loggien, und an den Ecken des Gebäudes befinden sich gedrungene Türme – die sogenannten Guldasta – die auf gleicher Höhe wie die Seitenflügel emporragen und so das architektonische Erscheinungsbild prägen.
Die Medresen in Buchara unterscheiden sich auch in anderen gestalterischen Aspekten von denen in anderen Teilen Zentralasiens, was die Entwicklung der lokalen Baukunst dieser Region verdeutlicht. Besonders bemerkenswert sind die meisterhaft geschnitzten Holztüren, die ohne den Einsatz von Nägeln gefertigt wurden und durch ihre filigranen Schnitzereien bestechen.
Der Grundriss der Abdulla Khan Medrese weist eine Vielzahl von durchdachten Merkmalen auf, die zeigen, wie sehr die Architekten darauf bedacht waren, den Innenraum möglichst effizient zu nutzen. So befinden sich direkt gegenüber der Hauptfassade eine Reihe von Hujras – kleinen Aufenthaltsräumen für die Schüler. Im hinteren Teil, zu beiden Seiten der Eingangshalle, sind die Moschee und die Darskhana – ein Raum für religiöse Lehre und Studium – angeordnet. Interessanterweise ist die Moschee so ausgerichtet, dass ihr Grundriss nicht in Richtung der Qibla (Mekka) zeigt, sondern exakt entlang der Seitenachsen der Weltorientierung ausgerichtet ist, was in der Architektur dieser Region eine besondere Rolle spielt und das architektonische Verständnis der Zeit widerspiegelt.
Die Abdulla Khan Medrese in Buchara gilt nicht nur als eines der bedeutendsten Bauwerke der zentralasiatischen Architektur, sondern auch als ein eindrucksvolles Zeugnis der kulturellen und religiösen Geschichte der Region, das bis heute Bewunderung für seine künstlerische und technologische Raffinesse hervorruft.