Buchara - Mausoleum von Bayan Quli Khan
Das Mausoleum Bayan Quli Khan in Buchara: Ein Meisterwerk prä-temuridischer Architektur
Das Mausoleum von Bayan Quli Khan in Buchara, das um das Jahr 1358 während der Herrschaft der Temuriden errichtet wurde, zählt zu den bemerkenswertesten Bauwerken Zentralasiens. Es wurde in unmittelbarer Nähe des Ehrengrabes des berühmten Gelehrten Scheich Sayf ad-Din Baharzi errichtet und spiegelt nicht nur die architektonischen Strömungen seiner Zeit wider, sondern auch die historischen Verflechtungen, die die Region prägten.
Historischer Kontext
Bayan Quli Khan (gestorben 1358) war ein Dschingiside und Schüler des Scheich Sayf ad-Din Baharzi. Im Jahr 1346 übernahm Amir Kazagan die Macht im westlichen Teil des mongolischen Ulus Chagatai, zu dem auch Buchara gehörte. Kazagan stammte nicht aus dem Dschingisiden-Clan und regierte im Namen von Bayan Quli Khan. Nach Kazagans Tod ging die Macht an seinen Sohn Amir Abd-Allah über, der Bayan Quli Khan hinrichten ließ. Letzterer fand seine letzte Ruhestätte in der Nähe des Mausoleums seines Lehrers, woraufhin das heutige Mausoleum errichtet wurde.
Architektonischer Aufbau und Gestaltung
Das Mausoleum besteht aus zwei Kammern: dem Ziyarat-khana (Wallfahrtsraum) und dem Gurkhana (Grabkammer), die durch einen schmalen Umgehungskorridor miteinander verbunden sind. Die Hauptfassade sticht durch ihr imposantes Portal hervor, das in starkem Kontrast zu den gedrungenen Kuppeln des Gebäudes steht. Die beiden Kammern sind von eiförmigen Kuppeln gekrönt, wobei die Kuppel des Ziyarat-khana durch ihre dominierende Präsenz hervorragt.
An den Fassaden und im Inneren des Mausoleums dominieren geschnitzte Gieß-Terrakotta-Elemente, die das Bauwerk zu einem herausragenden Beispiel der prä-temuridischen Architektur machen. Besonders bemerkenswert sind die großen Terrakotta-Platten und die Tropfsteinfüllungen der Segel, die von ganzem Blockcharakter sind. Die kunstvollen Ornamente umfassen Girih-Kacheln und Imitationen von Maurerplatten, wobei feinste pflanzliche Muster und verschnörkelte Inschriften das ästhetische Bild prägen.
Farbgebung und Dekoration
Die Farbpalette des Mausoleums ist charakteristisch für die prä-temuridische Ära und umfasst ein Spektrum von elf Farben, darunter Blau, Manganschwarz und Weiß. Dabei dominiert ein helles Blau, das durch weiße Akzente ergänzt wird. Die Plattform, auf der das Mausoleum errichtet wurde, ist mit einem traditionellen Motiv verziert: Lehmziegelmauerwerk, das mit blauen, glasierten „Bögen“ an den senkrechten Wänden versehen ist, während die Oberfläche der Plattform durch Parkett in Form von sechseckigen Riffeln in einem rechteckigen Rahmen geschmückt wird.
Künstlerische Bedeutung und Innovationskraft
Der größte künstlerische Wert des Mausoleums liegt in den filigranen Gieß-Terrakotta-Elementen und Miniaturfliesen, die das Gebäude sowohl innen als auch außen schmücken. Die architektonische Lösung des Mausoleums war für ihre Zeit äußerst innovativ und stellt eines der frühesten Beispiele für ein Zweikammer-Mausoleum dar. Besonders bemerkenswert ist die prismatische Gestaltung des Bauwerks, das zwei Haupträume umfasst: den lichtdurchfluteten Kuppelsaal des Ziyarat-khana und das dunkle Grabgewölbe des Gurkhana, das von schmalen Korridoren umgeben ist – eine architektonische Parallele zu den Tempeln des Buddhismus.
Verbindung zum Mausoleum von Scheich Sayf ad-Din Baharzi
Das benachbarte Mausoleum von Scheich Sayf ad-Din Baharzi, das in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet wurde, ergänzt das Ensemble in einzigartiger Weise. Auch dieses Bauwerk folgt dem Zweikammerprinzip und besticht durch seine ausdrucksstarke architektonische Komposition sowie den beträchtlichen Umfang. Beide Gebäude sind architektonisch eng miteinander verwoben, und die Verbindung der beiden Ruhestätten unterstreicht die spirituelle und historische Bedeutung des Ortes.
Der dreistufige Majolika-Grabstein, der die Grabstätte Bayan Quli Khans ziert, symbolisiert die Ehrerbietung, die dem verstorbenen Khan entgegengebracht wurde. Die kunstvolle Gestaltung der Seitenfassaden mit Gewölben in rechteckigen Rahmen sowie die eiförmigen Kuppeln tragen zusätzlich zur monumentalen Erscheinung dieses Bauwerks bei.
Das Mausoleum von Bayan Quli Khan in Buchara ist weit mehr als nur ein Grabmal – es ist ein bedeutendes Zeugnis der mittelalterlichen Architektur Zentralasiens und spiegelt die kulturellen, politischen und spirituellen Strömungen der Zeit wider. Die meisterhafte Ausführung der geschnitzten Gieß-Terrakotta, die kunstvolle Ornamentik und die harmonische Verbindung von Raum und Licht machen dieses Bauwerk zu einem der herausragendsten Beispiele islamischer Baukunst in der Region. Als Teil des historischen Ensembles rund um das Mausoleum von Scheich Sayf ad-Din Baharzi bleibt das Mausoleum von Bayan Quli Khan ein Ort des Gedenkens, der Verehrung und der architektonischen Bewunderung.