Buchara - Kalon Minarett
Das Kalon Minarett in Buchara: Ein Meisterwerk islamischer Architektur
Seit über acht Jahrhunderten erhebt sich das Kalon-Minarett majestätisch über dem antiken Buchara und prägt die unverwechselbare Silhouette der Stadt. Dieses beeindruckende Bauwerk, das bereits von weitem sichtbar ist, wurde zum Symbol des heiligen Buchara und verkündet seit seiner Errichtung die Größe des islamischen Glaubens.
Das Kalon-Minarett, was „Großes Minarett“ bedeutet, ist Teil des zentralen Ensembles Poi-Kalon („Am Fuß des Großen“), das neben dem Minarett auch die Kalon-Moschee (15.-16. Jahrhundert), die Miri-Arab-Madrassa (16. Jahrhundert) und die Amir-Alim-Khan-Madrassa (frühes 20. Jahrhundert) umfasst. Dieses Ensemble bildet das kulturelle und spirituelle Herz Bucharas.
Die Geschichte des Kalon-Minaretts reicht bis in das frühe 10. Jahrhundert zurück, als das erste Minarett der Stadt in den Jahren 918–919 erbaut wurde. Auf Anordnung der Karakhaniden unter Arslan-Khan wurde dieses frühere Minarett in den 1120er Jahren abgerissen und durch das heutige Bauwerk ersetzt. Zahlreiche Legenden ranken sich um das Minarett von Arslan-Khan – eine besagt, dass seine Spitze auf der Ebene von Samarkand lag.
Das heutige Kalon Minarett in Buchara wurde 1127 von dem Meisterbaumeister Ustod Baqi errichtet, dessen Name eng mit einer faszinierenden Legende verbunden ist: Um das Geheimnis des Minarettbaus zu bewahren, soll Baqi bereit gewesen sein, sein Leben zu opfern und sein Wissen nur an seine treuesten Schüler weiterzugeben. Das Resultat seiner meisterhaften Arbeit ist bis heute erhalten geblieben und fasziniert Besucher aus aller Welt.
Das Minarett ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Ingenieurskunst und islamischer Architektur. Es wurde vollständig aus gebrannten Ziegelsteinen mit feinem Verband erbaut und hat die Form eines schlanken Rundturms. Mit einer Gesamthöhe von 45,5 Metern und einem Durchmesser von 9 Metern an der Basis, der sich auf 6 Meter an der Spitze verjüngt, war es nicht nur ein Ruf zur Gebetszeit, sondern diente auch als Orientierungs- und Wachturm.
Das Kalon-Minarett beeindruckt zudem durch seine elegante Dekoration. Die Ziegel sind in kunstvollen Mustern angeordnet, die sowohl geometrische Formen als auch kalligrafische Elemente enthalten. Diese Verzierungen verleihen dem Bauwerk eine besondere Dynamik und sorgen für ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten, das sich im Tagesverlauf ständig wandelt.
Das Minarett ist integraler Bestandteil des Poi-Kalon-Ensembles, das sich harmonisch zwischen der Kalon Jome-Moschee (der Kathedralmoschee) und der Miri-Arab-Madrassa einbettet. Auf der dritten Seite des Ensembles wird der Platz von einem weiteren Minarett sowie einem gewölbten Bibliothekssaal abgeschlossen. Gemeinsam bilden diese Bauwerke einen der bedeutendsten zentralen Plätze Bucharas und einen Ort tiefster spiritueller und kultureller Bedeutung.
Das Kalon-Minarett hat die Jahrhunderte nahezu unversehrt überdauert und gilt heute als eines der vollkommensten Werke islamischer Architektur. Seine robuste Bauweise und seine zeitlose Schönheit machen es zu einem Wahrzeichen von Buchara, das die Vergangenheit der Stadt lebendig hält und ihre Besucher in Staunen versetzt.
Das Kalon-Minarett, eines der beeindruckendsten Bauwerke Bucharas, erhebt sich majestätisch in den Himmel und zeugt von der hohen Baukunst und Ingenieurskunst des 12. Jahrhunderts. Die Oberfläche des Minaretts ist mit zwölf kunstvollen Streifen geometrischer Ornamente verziert, von denen einige Kufi-Schriftzüge enthalten. Die Inschriften verraten das Baujahr – 1127 – sowie den Namen des Architekten – Baqi.
Eine Legende umgibt den Bau dieses imposanten Turms: Nachdem Baqi das Fundament gelegt hatte, verschwand er plötzlich und tauchte erst wieder auf, als der Mörtel ausgehärtet war. Er fürchtete, der Khan würde den Bau überstürzen und damit einen Einsturz riskieren, wie es 1121 bei einem früheren Bauversuch geschehen war.
Im Inneren des Minaretts windet sich eine schmale Wendeltreppe mit 104 Stufen empor, die zur Laterne führt – einem runden Umgang mit 16 bogenförmigen Fenstern, die mit kunstvollen Stalaktiten verziert sind. Ursprünglich befand sich über der Laterne ein weiterer Abschnitt, von dem heute nur noch die Basis des zentralen Drehpunkts erhalten ist. Der moderne Überbau, der heute an dieser Stelle zu sehen ist, wurde bei späteren Restaurierungsarbeiten errichtet.
Das Kalon-Minarett hat auch einen dunkleren Beinamen: “Turm des Todes”. In vergangenen Zeiten diente es als Hinrichtungsplatz – Verurteilte wurden von der Plattform in den Tod gestürzt.
Die Geschichte des Minaretts ist geprägt von Zerstörung und Wiederaufbau. Der obere Teil des Bauwerks wurde 1920 während des Artilleriebeschusses und des Luftbombardements durch die Rote Armee beschädigt, doch dank sorgfältiger Restaurierungsarbeiten konnte es in seiner ursprünglichen Pracht wiederhergestellt werden.
Die Architektur des Kalon-Minaretts ist in ihrer Monumentalität einzigartig. Trotz seiner massiven Bauweise wirkt der Turm durch die filigrane Ornamentik und die harmonischen Proportionen ausgewogen und elegant. Besonders bemerkenswert ist die Stabilität des Bauwerks, das im Laufe der Jahrhunderte zahlreichen Erdbeben standhielt, die viele andere Bauten in der Region zerstörten. Das Geheimnis dieser Standfestigkeit liegt in den empirisch berechneten Proportionen, der soliden Fundamentkonstruktion und der hohen Qualität des Mauerwerks.
Das Kalon-Minarett ist durch eine Brücke mit dem Dach der Kalon Jome-Moschee verbunden, auch bekannt als die Moschee-Kathedrale von Buchara. Von hier aus gelangt man ins Innere des Minaretts und kann die enge, steile Ziegelsteintreppe mit ihren 105 Stufen erklimmen, die hinauf zur Rotunde führt.
Von der Rotunde aus bietet sich ein atemberaubender Ausblick auf die Altstadt von Buchara. Man kann die Silhouetten der historischen Bauwerke erkennen und den Hauch vergangener Zeiten spüren, der durch die engen Gassen und über die jahrhundertealten Mauern weht.
Das Kalon-Minarett bleibt bis heute ein Symbol der architektonischen Meisterleistung und kulturellen Blütezeit Bucharas. Es zieht Bewunderer aus aller Welt an und steht als mahnendes Denkmal für die Vergänglichkeit der Zeit und die Beständigkeit menschlichen Schaffens.