Buchara - Kalon Moschee
Die Kalon Moschee in Buchara – Ein Meisterwerk der islamischen Architektur
Die Kalon Moschee in Buchara ist eines der beeindruckendsten religiösen Bauwerke Zentralasiens und besteht seit mehr als 500 Jahren. Sie diente stets als Hauptmoschee der Stadt und ist eine Dschome-Moschee (Kathedrale) oder Freitagsmoschee (Dschuma-Moschee). Hier versammeln sich gläubige Muslime zur Mittagszeit am Freitag zum gemeinsamen Gebet (Namaz). Die Moschee ist ausgesprochen geräumig und kann bis zu 12.000 Menschen gleichzeitig aufnehmen.
Das architektonische Ensemble um die Kalon Moschee
Am Fuße des Kalon-Minaretts gelegen, bildet die Moschee zusammen mit der Mir-Arab-Medrese ein monumentales architektonisches Ensemble. Zusammen mit dem kleinen Platz zwischen ihnen entsteht ein einheitlicher Komplex namens Poi Minar (“am Fuß des Minaretts”).
Hinter der Mir-Arab-Medrese, an der Basarkuppel Zargaron, befindet sich ein weiteres Ensemble mit der Ulugbek- und der Abdulaziz-Khan-Medrese, einer alten Kreuzung von Schahristan. Im Süden liegen zwei weitere historische Basarkuppeln, Toki Telpak-Furushon und Toki Sarrofon.
Im Norden erhebt sich die mächtige Zitadelle Ark, daneben im Osten das Gefängnis des Emirs (Zindan). Die Kalon-Moschee ist eines der bedeutenden Bauwerke dieses eindrucksvollen Ensembles.
Historische Bedeutung und Errichtung
Die Moschee wurde im Jahr 1514 unter der Herrschaft von Ubaydulla-Khan aus der Schaibaniden-Dynastie errichtet. Sie gilt als eine der ältesten und ist nach der Bibi-Khanum-Moschee in Samarkand die zweitgrößte Moschee Zentralasiens. Im 16. Jahrhundert wurde Buchara zur Hauptstadt eines bedeutenden Reiches, wodurch zahlreiche imposante Bauwerke entstanden. Die Kalon-Moschee wurde auf den Fundamenten einer früheren Hauptmoschee errichtet, die im 12. Jahrhundert unter der Karachaniden-Dynastie erbaut und während der Eroberung durch Dschingis Khan zerstört wurde. Reste dieser ersten Moschee, insbesondere Fragmente des unteren Mauerwerks, sind noch erhalten.
Manche Historiker vertreten die Ansicht, dass die Hauptmoschee vor dem 12. Jahrhundert an einem anderen Standort lag und im Zuge einer Neustrukturierung des Stadtzentrums von Buchara an ihren heutigen Platz verlegt wurde.
Architektonische Besonderheiten
Die Architektur der Kalon-Moschee orientiert sich an den Bautraditionen der Temuridenzeit. Sie ist eine rechteckige Struktur mit vier Aivans (Eingangshallen). Der Haupteingang befindet sich an der Ostseite und ist mit einem prachtvollen Mosaikportal und arabischen Inschriften verziert. Eine Treppe führt in den großzügigen Innenhof.
Über der zentralen Halle mit kreuzförmigem Grundriss erhebt sich eine große, blaue Doppelkuppel. Die außere Kuppel ruht auf einer kunstvoll gestalteten Trommel aus Mosaiken. Weitere blaue Kuppeln schmücken die Seitenflügel des Hauptgebäudes. Im Westen der Moschee befindet sich der Mihrab, die Gebetsnische, die die Richtung nach Mekka angibt und mit prachtvollen Mosaiken verziert ist.
Der rechteckige Innenhof ist von Galerien umgeben, die aus 288 Kuppeln auf 208 Säulen bestehen. Das gesamte Gebäude erstreckt sich über eine Fläche von einem Hektar. Die Kalon-Moschee ist eine offene Moschee, sodass die Gläubigen sowohl im Innenhof als auch in den überdachten Galerien beten können.
Besondere Elemente und Materialien
Die Moschee wurde aus gebrannten Ziegeln, Stein und Holz errichtet. Die Fassaden bestehen aus kunstvoll angeordneten Ziegeln und sind mit hellen Mosaiken, blauer und weißer Glasur sowie arabischer Kalligraphie verziert. Der Name des Baumeisters, Bayazid al Purani, wurde als Ornament in die Fassade eingearbeitet. Im Inneren sind die Wände mit filigranen Ornamenten und vergoldeten Koranversen geschmückt.
Im Innenhof befindet sich das Grab eines der ersten Imame der Kalon-Moschee. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde über dem Grab ein achtseitiger Pavillon errichtet, der als Kanzel diente. Dank der exzellenten Akustik konnten Tausende von Gläubigen die Predigten hören.
Besonders bemerkenswert sind die Gewöbegalerien, die bei hohen Temperaturen kühlend wirken und den Gläubigen Schatten spenden.
Restaurierung und heutige Nutzung
Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Kalon-Moschee umfassend restauriert und ist bis heute in Betrieb. Während der Freitagsgebete ist der Zugang für Touristen nicht gestattet. An anderen Tagen bleibt die Moschee ab 20:00 Uhr für Besucher geschlossen, um den Gebeten der Gläubigen Raum zu geben.
Die Kalon Moschee ist eines der bedeutendsten historischen Wahrzeichen von Buchara und ein beeindruckendes Beispiel für die islamische Architektur Zentralasiens.