Buchara - Medrese Nodir Devonbegi
Die Medrese Nodir Devonbegi und ihr architektonisches Ensemble
Die Medrese Nodir Devonbegi, die zum Ensemble Nodir Devonbegi in Buchara gehört, wurde ursprünglich als Karawanserei geplant und errichtet. Bei ihrer feierlichen Eröffnung in den Jahren 1622 bis 1623 wurde sie jedoch von Imam Kulikhan zur Medrese erklärt. Um diesem neuen Zweck gerecht zu werden, musste das Gebäude rekonstruiert und umgebaut werden. Das einstöckige Bauwerk wurde um ein weiteres Stockwerk aufgestockt, um dort Wohnräume für Studenten zu schaffen. Zusätzlich wurden ein imposantes Portal, Loggien sowie einige Türme an der Fassade hinzugefügt.
Ein markantes Merkmal dieser Medrese ist, dass der für den Unterricht vorgesehene Hauptsaal nicht gebaut wurde. Daher fehlen in der Medrese Nodir Devonbegi Aiwans sowie die für traditionelle Medresen typischen Darskhana-Kuppelräume. Stattdessen übernahmen große Eckräume deren Funktion. Der für Karawansereien charakteristische breite und hohe Durchgang durch das Portal sowie der Ausgang in den hinteren Hof des Hauses wurden beibehalten.
Das Portal ist mit kunstvollen Mosaikbildern von Tieren geschmückt. Besonders hervorzuheben sind die Darstellungen des mythischen Vogels Semurg, der in der Mythologie der Turkvölker Zentralasiens als König der Vögel und Schutzvogel mit übernatürlichen Kräften verehrt wird. Die Semurg-Vögel auf dem Portal fliegen zur Sonne und halten in ihren Krallen Rehe. Zudem ziert eine heilige Inschrift das Portal, die Allah und seinen Propheten Muhammad (S.A.V.) preist.
Gegenüber der Medrese befindet sich ein Chanaqah, das nach demselben Wesir benannt ist. Dieses Bauwerk wurde zwischen 1619 und 1620 errichtet und besteht aus mehreren architektonischen Elementen. Der Hauptbestandteil ist ein imposantes, langgestrecktes Portal, das mit epigraphischen Darstellungen versehen ist. An den Seiten des Portals befinden sich Hudschras. Die zentrale Eingangsgruppe des Chanaqah ist schlicht und bescheiden gehalten, jedoch im klassischen Stil mit floralen Motiven verziert.
Die Medrese und das Chanaqah sind durch einen großen, künstlichen Teich getrennt, der in rechteckiger Form von Osten nach Westen ausgerichtet ist. Dieses Gewässer ist als das Havuz von Nodir Devonbegi bekannt. Die Ufer des Teiches bestehen aus großen, stufenartig angeordneten Blöcken in leuchtendem Gelb. Das Hauptbaumaterial für diese Stufen war Kalkstein.
Die Hauptfassade des Chanaqah spiegelt sich auf eindrucksvolle Weise im Wasser des Havuz wider und fungiert gleichzeitig als architektonischer und dekorativer Schirm, der die Perspektive des Ensembles vervollkommnet. Jahrhunderte lang reflektierte sich das filigran mit Majolika verzierte Portal des Chanaqah im Wasser des Teiches und verlieh dem Ort eine besondere Atmosphäre.
Die Masdschidi Kalon Moschee wurde von dem ungarischen Orientalisten und Derwisch Hermann Vámbery als Chanaqah bezeichnet. Er beschrieb, dass dort unter dem Schatten der Bäume Schauspieler die Heldentaten berühmter Krieger und Propheten aufführten und stets von zahlreichen neugierigen Zuhörern und Zuschauern umringt waren.
Das Chanaqah selbst ist von vergleichsweise kleiner, kompakter und quadratischer Grundfläche. Es ist zweigeschossig und wird nahezu vollständig von einem hohen Portal verdeckt, über dessen Seitenfassaden eine leicht erhöhte Kuppel sichtbar ist. Im Inneren befindet sich ein geräumiger und hoher Saal, der fast die gesamte Fläche des Chanaqah einnimmt. In seinen massiven Eckbereichen sind kleinere Hudschras untergebracht, die als Wohn- und Studienräume dienten.